Asbest – Es ist noch nicht vorbei

Asbest galt lange als idealer Baustoff oder Baustoffzusatz: Billig, alterungsbeständig, weitestgehend unempfindlich gegen Säuren und Laugen, feuerfest. Von Ofendichtungen über Dachabdeckungen, Feuerschutzkleidung, Blumenkästen und Bremsbelägen bis zu den berühmten Eternitplatten… in unzähligen Produkten wurde Asbest als Werkstoff eingesetzt.
Asbest ist ein natürliches, schon in der Antike bekanntes Mineral, das sich in vulkanischem Serpentingestein findet. Der Name kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „unvergänglich“.

Unvergänglich sind allerdings auch die gesundheitsschädlichen Folgen eines massenhaften Einsatzes von Asbest seit der großen Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Bis zum Verbot des als sehr stark gefährdend, krebserzeugend eingestuften Stoffs in Deutschland 1993 fand Asbest tonnenweise Eingang in viel mehr Produkte, als lange bekannt war. Es findet sich in Bedachungselementen, Wandverkleidungen und Wandbeschichtungen, in Fassadenelementen, und Schornsteinrohren, aber auch in Fensterkitt und Spachtelmassen, in Dichtungen und Dämmplatten, in Trennwänden und Platten für Elektrogeräte, in Innenverkleidungen und Fahrstühlen, sogar in Fußbodenbelägen aus Flex- oder Vinylplatten oder in Fliesenklebern. Auch in Heizkörpern oder Boilern, elektrischen Schalt- und Heizgeräten kann Asbest enthalten sein – ebenso wie an Abwasserrohren oder Wassertanks. Freigesetzt werden die Fasern hier allerdings in der Regel nur dann, wenn an Bauteilen Renovierungs- oder Rückbauarbeiten durchgeführt werden.

Das Einatmen von mikrofeinen Asbestfasern ist gefährlich. Asbestfasern können allergische Veränderungen der Schleimhäute hervorrufen, die oberen Atemwege verstopfen und Bronchitis auslösen. Und es kann zu schwersten Gesundheitsschäden kommen: Asbestose (Asbeststaublungenerkrankung) und damit verbunden Lungenkrebs, Rippen- und Bauchfellkrebs.
Die gravierenden Folgen für den Körper zeigen sich in der Regel erst nach einer langer Zeit. Zwischen dem Einatmen von Asbestfasern und dem Ausbruch der Erkrankung vergehen Jahrzehnte.

Jährlich werden noch immer etwa 3.500 Fälle von Berufserkrankungen diagnostiziert, die auf Asbest zurückzuführen sind.
Weltweit sterben schätzungsweise etwa 100.000 Menschen pro Jahr an den Folgen einer Asbestexposition.

Die grundsätzliche Problematik ist seit langem bekannt. Schutzmaßnahmen bei Renovierungen oder Rückbauten sowie die entsprechenden Entsorgungsvorschriften werden von Baufirmen in der Regel eingehalten.

Aber es wurde in jüngerer Vergangenheit klar, dass die Maßnahmen nicht ausreichen. 2016 wurde der „nationale Asbestdialog“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel genauerer Dokumentation und verbesserter Aufklärung.

Da die Asbest-Problematik nicht nur in öffentlichen Einrichtungen oder beim professionell geführten und überwachten Abriss und Umbau eine Rolle spielt, sondern auch beim Umbau von älteren Wohnungen oder Häusern in Eigenregie, setzen sich dort Menschen eventuell weiterhin unerkannten Gefahren aus, einfach weil sie nicht wissen, wo sich der Stoff Asbest verbirgt.

Gehen Sie deshalb vorsichtig zu Werke, lassen Sie die zu renovierenden Räume zunächst untersuchen und holen Sie sich professionelle Beratung, gegebenenfalls auch Hilfe.

Heimwerken soll nicht zur Krankheitsfalle werden!

© Februar 2020

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