Biozide

Der Einsatz von Bioziden in Innenräumen führen i.d.R. zu lang anhaltenden Belastungssituationen. Gründe für den Einsatz sind die Anwendung als Holzschutzmittel, der Mottenschutz und die Bekämpfung von Insektenbefall. Eine Übersicht über die Konzentration von Bioziden und weiteren SVOC im Hausstaub befindet sich in. [7], [8]

Holzschutzmittel

Häufigste Vertreter, die jedoch praktisch nur noch in Altlasten vorkommen, sind Pentachlorphenol (PCP) und Lindan. PCP wurde als Fungizid bis in die 80er Jahre eingesetzt wurde in Deutschland 1989 verboten. Lindan wurde als Insektizid in Holzschutzmitteln und Insektenbekämpfungsmitteln wie Holzwurmtod eingesetzt. Der Einsatz dieser Mittel führte zum Holzschutzmittelsyndrom und einem der längsten Gerichtsprozesse, dem Holzschutzmittelprozess [9]. In den 80er Jahren wurde insbesondere PCP durch eine Vielzahl andere Wirkstoffe wie das Dichlofluanid, Tolylfluanid, Furmecyclox, Chlorthalonil oder die Triazole Terbucunazol und Propiconazol ersetzt [10]. In den 90er Jahren setzt sich die Erkenntnis durch, das in Wohnräumen keine Holzschutzmittel eingesetzt werden sollten. Das BgVV begründet dies mit der Vermeidung jeder unnötiger Belastung der Bevölkerung mit biologisch wirksamen Chemikalien. Großflächiges Ausbringen von Holzschutzmitteln in Innenräumen ist laut BgVV als unsachgemäße Anwendung von Holzschutzmitteln einzustufen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Anwenders und seiner Mittel führen kann [11].

Ein Problem insbesondere in den neuen Bundesländern und ehemalig von den amerikanischen Streitkräften genutzten Gebäuden ist der Einsatz von DDT zum Holzschutz in Dachstühlen. Während der Einsatz von DDT in den alten Bundesländern 1972 verboten wurde, ist in den neuen Bundesländern bis Ende der 80 er Jahren mit einer Anwendung zu rechnen. Insbesondere in Leichtbauten wie Pavillons ist bis die frühen 70er Jahre mit Chlornaphthalinen als Holzschutzmittel zu rechen, die häufig für einen muffigen Geruch verantwortlich sind.

Obwohl Hexachlorbenzol häufig in der Literatur als Holzschutzmittel beschrieben wurde, ist es in Innenräumen praktisch nicht nachzuweisen. Häufig nachgewiesne Blutbelastungen dürften daher eher auf seinen Einsatz als Pflanzenschutzmittel, insbesondere als Saatbeizmittel zurückzuführen sein.

Insektenbekämpfungsmittel

Bei den Insektiziden ist zu unterscheiden zwischen den alten chlororganischen Wirkstoffen die mittlerweile nur noch ein Altlastenproblem sind. Probleme mit dem Einsatz von DDT, Methoxychlor oder Dieldrin sind insbesondere aus von den amerikanischen Streitkräften genutzten Gebäuden bekannt. Darüber hinaus können Importartikel aus dritter Welt wie Teppiche etc. mit diesen Mitteln kontaminiert sein.

Aktuelle Wirkstoffe sind die in den 80er Jahren als „natürliche“ Wirkstoffe eingeführten Pyrethrine und Pyrethroide. Während Pyrethrine wie das Pyrethrum, ein natürlicher Wirkstoff, der aus Chrysanthemenblüten extrahiert wird, im Innenraum einem rel. schnellen Abbau unterliegt, führt der Einsatz der synthetischen Pyrethroiden wie dem Permethrin oder dem Deltamethrin zu lang anhaltenden Belastungen in Innenräumen. Als Wirkungsverstärker für Pyrethroide wird bei insektenbekämpfenden Mitteln in der Regel Piperonylbutoxid eingesetzt, da es deren Abbau im Körper hemmt.

Weitere aktuelle eingesetzte Wirkstoffe sind Propoxur als Insektizid mit Fraß- und Kontaktgiftwirkung, in Sprays und in Köderdosen, Phosphorverbindungen wie Phoxim, Chlorpyrifos oder Dichlorvos [12], [13]. Der Einsatz solcher Organophosphate wird beispielsweise mit dem Auftreten von neuropsychologischen Verhaltensschäden in Zusammenhang gebracht.

Mottenschutzmittel

Seit den 80er Jahren wird insbesondere Permethrin als Mottenschutzmittel für textile Bodenbeläge aus Wolle verwendet. Während die Teppichindustrie davon ausgeht, das das Permethrin an den Teppichboden festgebunden ist, treten im Hausstaub von Gebäuden in denen solche Böden verlegt sind deutlich erhöhte Gehalte auf, die insbesondere für Kleinkinder problematisch sein können.

Eulan WA neu wurde bis 1988 als Mottenschutzmittel von der Firma Bayer AG produziert. Als Anlass für die Produktionseinstellung wurden „firmeninterne Gründe“ genannt. Als Vorprodukte, technische Verunreinigungen und Abbauprodukte treten daneben Polychloro-2-aminodiphenylether (PCAD) auf. diese Substanzen besitzen dioxinähnliche Struktur Diese gelten ähnlich dem PCP als produktionstechnisch verunreinigt mit polychlorierten Dioxinen und Furanen (PCDD/F).

Konservierungsmittel

Mit dem immer weiter verbreiteten Einsatz von Farben und Klebstoffen auf wässriger Basis wird deren Konservierung immer wichtiger. Häufig werden hierzu Isothiazolone eingesetzt. Darüber hinaus finden Sie Einsatz in Luftbefeuchtern (Klimaanlagen). Sie wirken allergisierend und sensibilisierend. Nach dem Einsatz von mit Isothiazolonen konservierten Farben wurden in Innenräumen deutlich erhöhte Konzentrationen in Raumluft und Hausstaub nachgewiesen.

Anmerkungen

[7] Pöhner, A.; Simrock, S., Thumulla, J., Weber, S.; Wirkner, T.: Hintergrundbelastung des Hausstaubes von Privathaushalten mit mittel- und schwerflüchtigen organischen Schadstoffen, AnBUS e.V. (Hrsg.)
Eigenverlag, Fürth 1997., Zusammenfassungen in Zeitschrift für Umweltmedizin, Heft 6/1998.

[8] O. Hostrup et. al, Biozidanwendungen im Haushalt als möglicher Risikofaktor für die Gesundheit der Raumnutzer, Biozidberatungsstelle der AG Biochemie/ Toxikologie Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und dem Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin Bremen, im Auftrag des Niedersächsischen Sozialministerium 1997.

[9] Von Ratten und Menschen

[10] Bremer Umweltinstitut (Hrsg.) Gift im Holz, Eigenverlag, Bremen 1994.

[11] Bundesamt für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin: Broschüre „Vom Umgang mit Holzschutzmitteln“, 1997.

[12] J. Dullin, B. Neukirchen und Sandra Liedtke: Produktinformationen von Endverbraucherprodukten zur Schädlingsabwehr und -bekämpfung - Ergebnisse eines Marktchecks, in AGÖF 2001.

[13] N. Weis u. P. Stolz: Belastung durch Dichlorvos-Insektenstrips - Herleitung eines Orientierungswertes für die Innenraumluft, AGÖF 1998.

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