Biogene Schadstoffe

Schimmelpilzbelastungen in Gebäuden sind eines der häufigsten Umweltprobleme in Innenräumen. Ursachen von mikrobiellem Wachstum sind neben Baumängeln und unsachgemäß sanierten Wasserschäden immer häufiger ein ungenügender Wärmedämmstandard bei Altbausanierungen im Zusammenspiel mit gleichzeitiger Verringerung des natürlichen Luftwechsels durch bauliche Veränderungen. Das Thema Schimmelpilz in Innenräumen ist heute daher so aktuell wie nie zuvor.

Die Bezeichnung „Schimmelpilze“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung und keine wissenschaftlich systematische Einheit. Mit Schimmelpilzen werden Pilze bezeichnet ohne auffällige Fruchtkörper welche normalerweise keine Sprosszellen ausbilden. Die in Innenräumen vorkommenden Pilze gehören bis auf wenige Ausnahmen zur Klasse der Fungi imperfecti.

Schimmelpilze bilden in Wohnräumen eine zunehmende Allergenquelle. Nach Studien der New Yorker Mount Sinai School of Medicine reicht das Spektrum allergischer Reaktionen von Hautreizungen, grippeähnlichen Beschwerden über schwere Erschöpfungszustände bis hin zu Schwindel sowie Gedächtnis- und Sprachstörungen. Einen weiteren Hauptkomplex bilden Atemwegserkrankungen, verbunden mit Reizhusten und Engegefühl in der Brust bis hin zum allergischen Asthma.

Als typische Erkrankungen sind zu nennen: Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege, Rhinitis, Sinusitis, Laryngitis, Bronchitis, Alveolitis; Reizerscheinungen in den Augen und auf der Haut; erhöhte Infektanfälligkeit, chronischer Erschöpfungszustand (chronic fatigue syndrome) und Allergien. Es gibt auch Hinweise darauf, dass es bei einigen immungeschwächten Individuen, sowie immunsubprämierten Patienten, zu ernsten u.U. auch tödlichen Erkrankungen kommen kann.

Bestimmte Schimmelpilze, wie zum Beispiel Stachybotrys atra, Aspergillus spp., Penicillium spp., Trichoderma, Paecilomyces können Mykotoxine produzieren (Ueno 1983, Hendry und Cole 1993). Diese sind hauptsächlich in den Sporen enthalten und können durch luftgetragene Sporen zu einer signifikanten Luftkontaminierung beitragen (Sorenson et al 1987). Einzelne Pilzarten können mehrere Toxine bilden. Wiederum können einzelne Toxine unabhängig von mehreren Pilzarten gebildet werden. In neueren klinisch-epidemiologischen Untersuchungen und Fallbeschreibungen werden nun auch Zeichen einer inhalationsbedingten Intoxikation beschrieben. [1]

Der Nachweis von Sporen aus der Raumluft sollte sowohl kultivierend auf unterschiedliche Nährböden (als Standard in der Umweltmykologie gelten Malzextrakt und DG 18), als auch über direktmikroskopische Verfahren mittels aktiver Probenahme erfolgen, um kultivierbare und nicht kultivierbare Sporen erfassen zu können [2]. Zusätzliche Aussagen ergeben sich durch die Bestimmung der Keimzahl im Hausstaub. Der Nachweis von MVOC über chemische Analytik oder speziell trainierter Schimmelhunde gibt Hinweise über versteckten Schimmelpilzbefall, insbesondere auf versteckten Schimmelpilzbefall. MVOC gehören zu der Gruppe von flüchtigen Verbindungen, sie sind die Stoffwechselprodukte von Bakterien und Pilzen mit oft charakteristischem Geruch (erdig, pilzartig, „feuchter Keller“, manchmal etwas süßlich). Sie treten in der Regel in sehr geringen Konzentrationen in belasteten Innenräumen auf. Die Bildungsrate und die spezifische Zusammensetzung ist von dem jeweiligen Nährstoffangebot der verursachenden Mikroorganismen abhängig [3], [4].

Der Nachweis von Mykotoxinen im Hausstaub ist bisher auf wenige Einzelsubstanzen beschränkt und damit noch nicht umfassend einsetzbar.

Von Senkpiel et al. wurden jahreszeitabhängige Orientierungswerte zur Bewertung von Schimmelpilzen in Innenräumen veröffentlicht [5]. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg hat einen Qualitätszirkel für die analytische Qualitätssicherung bei der Analytik biogener Innenraumschadstoffe eingerichtet. Hier wird ein umfangreiches Regelwerk angefangen von der Untersuchungsplanung über die Beschreibung von Indikatororganismen aus baulicher und medizinischer Sicht, Probenahmeverfahren bis zur Erstellung von Beurteilungskriterien erarbeitet. Der Trend geht hierbei dazu, nicht Richtwerte für die Gesamtzahl der KBE festzulegen, sondern durch die Definition von Indikatororganismen Hinweise auf ein Schimmelpilzproblem zu erhalten, was unabhängig von der zur Zeit der Messung festgestellten Sporenkonzentration als innenraumhygienisches Problem angesehen wird [6].

Anmerkungen

[1] (Hintikka 1987; Hendry und Cole 1993; Johanning, Morey, Goldberg 1993; Auger, Gourdeau und Auger 1995, Johanning 1998), ausführliche Zitate werden nach nachgereicht.

[2] I. Dill: Schimmelpilze in Innenräumen - Leistungsfähigkeit der Nachweismethoden, in: Gebäudestandard 2000: Energie und Raumluftqualität, AGÖF (Hrsg.), Springe Eldagsen 1998.

[3] W. Lorenz, Dem Schimmel auf der Spur, in Zeitschrift für Umweltmedizin 9,2 (2001).

[4] W. Lorenz, Zur Bewertung von MVOC-Messungen im praktischen Einsatz, in Zeitschrift für Umweltmedizin 9,1 (2001)Lorenz.

[5] K. Senkpiel, D. Sassenberg u. H. Ohgke, Die Bewertung von feuchte- und schimmelpilzbelasteten Innenräumen anhand von Orientierungswerten, Leitlinien und Empfehlungen, in AGÖF 1999.

[6] Gabrio et. al. Qualitätszirkel: Analytische Qualitätssicherung biogener Schadstoffe in Umwelt, Gebäude & Gesundheit, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF), Springe 2001.

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